Dorffest

Helpup, seit dem 1. Januar 1969 ein Ortsteil der Stadt Oerlinghausen, war zuvor eine politisch selbständige Gemeinde ab 1. April 1957, hervorgegangen aus den Orten Mackenbruch, Währentrup sowie Teilen der Gemeinde Wellentrup. Der Flächenortsteil mit seiner räumlichen Weite hat in sich jedoch viele Gemeinsamkeiten, vor allem im wirtschaftlichen wie im kulturellen und sozialen Bereich, und das sogar ausstrahlend in die Nachbargemeinden Leopoldshöhe (Ortsteil Greste) und Lage (Ortsteil Kachtenhausen). Sichtbarer Ausdruck ist unter anderem das rege Vereinsleben in unserem Ort mit zum Teil sehr langer Tradition. Auch die kommunalpolitischen Aktivitäten in den einst selbständigen Gemeinden Mackenbruch und Währentrup setzten sich nach der Gemeindebildung von Helpup fort. So war es kein Wunder, dass schon früh der Wunsch nach einem gemeinsamen Fest, an dem alle Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen der „Großgemeinde“ Helpup teilnehmen sollten, aufkam. Ein solches Fest sollte nicht zuletzt die Verbundenheit aller dokumentieren und festigen, zugleich aber auch ein dankbarer Rückblick auf das bisher gemeinsam Geschaffene sein.

Die Initiative für ein Dorffest in Helpup ging von etlichen Helpuper Ratsmitgliedern mit einem entsprechenden Antrag vom 14.10.1958 an den Rat der Gemeinde Helpup aus. Ein Festausschuss sollte gebildet werden aus Vertretern des Rates und Vertretern der Helpuper Vereine. Dieser Ausschuss wurde dann 1959 gebildet mit Ratsmitglied Ewald Berkemeier, dem späteren Bürgermeister von Helpup, als Vorsitzenden, der auch zugleich Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereines Helpup war. Inspiriert wurde der neue Festausschuss dann von den Dorffesten in Mackenbruch 1954 und 1956. Hier hatte man die Fertigstellung der ersten Neubauten nach dem Krieg im neuen Siedlungsgebiet „Langes Feld“ (heute Magdeburger Straße) mit jeweils tollen Zeltfesten unter Beteiligung wohl aller Dorfbewohner gefeiert. Da ein Dorffest nicht so schnell auf die Beine zu stellen war, gab es im April 1959 „nur“ eine Feierstunde in der neu erbauten Turnhalle am Kopphof. Ja, und dann starte 1960 das erste Helpuper Dorffest an der Mackenbrucher Straße / Goldstraße.

Zelte und Lunapark standen auf der grünen Wiese, umrahmt von mächtigen Pappeln an den beiden scharfen Kurven der Mackenbrucher Straße bei der Abzweigung der damals noch kleinen Goldstraße, dort wo nun das Straßennetz „Kamener Kreuz“ ist und das heute kaum noch Erinnerungen an die einstige Dorfidylle weckt. Höhepunkt des Dorffestes war schon damals der Festumzug mit den vielen selbst gebauten Festwagen der Nachbarschaften und Vereine.

Und gleich beim ersten Dorffest gab es den (auch heute noch) so heiß begehrten, geliebten und umkämpften Wanderpreis, den MAX, ein bronzener Pferdekopf auf einer Eichenholztafel mit Plakette. Die Währentruper, vertreten mit drei Festwagen unter dem Titel „Muine Heume“ erhielten den 1. Preis. Auch wenn das Dorffest 1960 nahezu total verregnet war, gingen die Planungen für das nächste Dorffest - es sollte alle zwei Jahre gefeiert werden - mit unvermindertem Elan weiter. So startete dann 1962 das nächste Dorffest. Diesmal schon auf dem Festplatz an der Jahnstraße. Hier war dann am Samstag ein beeindruckendes Festkonzert in dem damals noch großen Saal des Alten Kruges. Der Westdeutsche Rundfunk war sogar erschienen und hat das auf Band aufgenommene Konzert ein paar Tage später gesendet. Beim Festumzug errangen die Mackenbrucher Germanen mit ihrem Wagen „Alt-Mackenbruch“ den ersten Platz.

Die anschließenden Dorffeste in den Jahren danach bis heute behielten ihre Grundstruktur. Jedoch erhielt der Freitagabend mehr Gewicht und der vierte Tag mit dem Abschlussball am Montagabend klingt seit einigen Jahren nun - und das sehr zur Zufriedenheit der doch lärmgeplagten Anwohner - mit einem verlängerten Frühschoppen aus. Getragen wird das Dorffest von allen Helpuper Vereinen. Nach der Großgemeindebildung mit Oerlinghausen gab es keine verantwortliche Beteiligung von Ratsmitgliedern mehr. Die Organisation liegt dabei nach wie vor in den Händen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Helpup, dessen Vorsitz nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Ewald Berkemeier im Jahre 1990 Walter Knörrich mit viel neuem Elan übernahm.

Festlich geschmückt werden die Straßen beim Dorffest immer mit Wistinghauser Grün, das jeweils der Iberg-Club aus Währentrup in einer Großaktion herbeischafft. Nach der Bebauung des Festplatzes an der Jahnstraße wurde das Dorffest 1994 an der Mühlenstraße gefeiert und seit 1996 an der Goldstraße („Kamener Kreuz“).

Nach einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen ist die Hauptattraktion, der Festumzug am Sonntagnachmittag, geblieben. Im Laufe der Jahre wurde er stets von attraktiven, weit über die Grenzen hinaus bekannten Musikkapellen begleitet. So waren zu Gast die Nordseeknaben aus Esbjerk (Dänemark) 1964, das Jugendmusikkorps der Stadt Bad Kissingen (Bayern) 1966, 1968, 1970 , 1978 und 1982. Die Stadtmusik Imst (Österreich) spielte 1970 und 1976, die Dinkelsbühler Knabenkapelle (Bayern) 1974 und und 1978.

Der Musikverein Obing (Chiemsee) wurde Dauergast. Er war in den Jahren 1984 bis 1998 bei allen Helpuper Dorffesten vertreten und jeweils in Privatquartieren untergebracht. Mit im Gefolge waren in den Jahren 1984, 1986 und 1994 die Riederinger Böllerschützen, die leider bei ihrem zweiten und dritten Besuch nicht mehr ihre Kunst des Böllerschießens zeigen durften, da dies nach einem verwaltungsgerichtlichen Urteil kein heimischer Gebrauch sei. Die Bergkapelle Piberstein (Steiermark) besuchte uns 1972 und die die Siebenbürger Blaskapelle 1974. Aus Holland war 1978 der Musikverein Harmonie St. Gertrudis in Helpup. Zu allen Dorffesten waren natürlich auch jeweils etliche Musikkapellen aus der nahen und weiteren Umgebung sowie diverse englische und deutsche Militärkapellen im Festumzug vertreten.

Das Helpuper Dorffest ist weit über die lippischen Grenzen hinaus bekannt und zieht zum sonntäglichen Festumzug mit den 20 bis 25 Festwagen und bis zu sechs Musikkapellen immer weit mehr als 10.000 Besucher an. Die Festwagen werden gebaut von Helpuper Vereinen, von Nachbarschaften und Festwagengemeinschaften. Ständige Begleiter sind die Oerlinghauser Schützengesellschaft, der Karnevalsverein „Frohsinn Kachtenhausen“ und seit einigen Jahren auch die Treckerfreunde aus Leopoldshöhe. Die Darstellung auf den Festwagen ist seit langen schon nicht mehr beschränkt auf örtliche Themen. Die großen und bunten, oft mit viel Liebe und Enthusiasmus gebauten Festwagen können daher gut mithalten mit den rheinischen Karnevalswagen.

Die Festwagen werden von einer Jury, gebildet aus je einem Vertreten der einzelnen Festwagenbauer nach einem bestimmten Beurteilungssystem bewertet. Früher bildeten die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden das Preisgericht. Auch ein Applausometer hat schon einmal Preisrichter gespielt.

Ziel ist es dabei, den MAX zu gewinnen. Er ist ein Wanderpreis (gegossener Pferdekopf auf einer Eichenholztafel), der jedes Mal neu vergeben wird. Die Festwagengemeinschaft, die den MAX dreimal errungen hat, darf ihn dann auf Dauer behalten. So gibt es jedes Mal ein intensives Bauen, bei dem die Themenauswahl und die Darstellung eine große Rolle spielen. Jeder Festwagen erhält dann zum Abschluss beim Frühschoppen am Montag noch einen kleinen Sonderpreis.

Der Festwagenbau ist im Lauf der Jahre für viele Gemeinschaften mehr als ein zweijähriges Treffen geworden. Die Vereinsmitglieder sind näher zusammengerückt, die Nachbarschaften sind freundschaftlich vereint und machen zwischendurch gemeinsame Feste und Fahrten. So ist das Gemeinschaftsgefühl gewachsen und bringt neuen Gesprächsstoff für das nächste Dorffest.

Der Max ist die begehrte Auszeichnung für den schönsten Festwagen